Review

Alessandro Alessandroni

Prisma Sonoro

Roundtable • 2019

Easy Listening – das kann man je nach Standpunkt als bloße Umschreibung oder musikalische Abwertung betrachten. Für den Italiener Alessandro Alessandroni war die Kategorisierung seiner Musik üblicherweise wohl eher zweitrangig, trotzdem hielt er sich bis ins hohe Alter konsequent im Spektrum von Lounge-affinem Exotica-Jazz und sanft käsigen bis epischen Film-Soundtracks auf. Hier darf er deshalb als Urgestein mit Einfluss gelten, das in der obskuren Welt der Produktionsmusik (im Englischen »Library Music«) zahllose Filme, TV- und Hörfunk-Sendungen, Werbespots, Trailer, Videospiele und mittlerweile auch YouTube-Clips lizenzgerecht geprägt hat. Noch bevor Alessandro Alessadroni Ende der 1960er Jahre diese Nische mit Bossa nova und Lounge, mit Space-Age-Pop und säuseligen Standards aufmotzte, pfiff und zupfte er aber schon einige der berühmtesten Melodien der Filmgeschichte: »Spiel mir das Lied vom Tod«, »Für eine Handvoll Dollar«, »Zwei glorreiche Halunken«, um nur ein paar der kulturträchtigen Kollaborationen mit seinem Kindheitsfreund Ennio Morricone zu nennen. Dieses Pfeifen, dieses Gitarrenspiel kennt jeder, ganz im Gegensatz zu Alessandronis Solo-Sachen. Denen wird seit seinem Tod im März 2017 immer mehr Aufmerksamkeit zuteil, können sie es doch über weite Strecken selbst mit vielen Kompositionen des berühmten Spaghetti-Western-Maestros aufnehmen. »Prisma Sonoro« ist so ein Beispiel unwahrscheinlich kunstvoller Library Music, die der Multiinstrumentalist Alessandroni in seiner mehr als 50-jährigen Laufbahn schon früh zur Vollendung brachte. Das Intro »Gallera Di Immagini« breitet mit schwebenden Bläsern, Streichern und Vocals eine angenehm surreale Klangkulisse aus, die schon bei »Personale« ins Sommerliche verschwimmt, das dem Album auch insgesamt sehr gut zu Gesicht steht. »Aspetti Musicali« oder »Punti Di Vesta« öffnen dabei Vintage-verhangene Nostalgieräume und erinnern genau wie die abschließenden Melodramen »Evocazioni D’Amore« oder »Dialoghi D’Amore« sehr nachdrücklich an heimelige Sonntagnachmittag-Filmchen aus der Kindheit – oder an die Hintergrundmusik bei einem stilsicheren Italiener.