Review

Various Artists

Scores

Dekmantel • 2019

Während der Soundtrack das offensichtliche – respektive offenhörbare – Aushängeschild von Filmen ist, gehört dem Score die eigentliche Ehre. Nicht nur bei Cristopher Nolans »Dunkirk«, sondern generell ist der Score, die tieferliegende Vertonung des Sichtbaren, der kongeniale Partner des Sehnervs, die wahre »Stimmungkanone«. Dem »Score« kommt die Rolle zu, die auch der Bassist einer Rockband hat. Unterschätzt, doch wenn er fehlt ist das Geheule groß. Das Amsterdamer Label Dekmantel dass sich schon lange nicht mehr als bloßes Musiklabel versteht, kommt für diese Spezial-EP mit dem niederländischen Institut für Sound und Vision zusammen und realisierte eine spezielle Idee. Vier verschiedene Stumm-Kurzfilme, alle aus dem Jahr 1921, durften von vier Dekmantel-Künstler*innen vertont werden. Das Ergebnis war erwartungsgemäß so gut, dass man daraus diese Platte presste. Gut so. Denn angefangen mit Jordan GZC ist das hier eine absolute Top Notch-Veröffentlichung. »Sosoon« bildet den prächtigen Auftakt: dezente Mbira-Anschläge, freischwingende Hardware-Synth-Sounds und der wohlige, glockenähnliche Klang eines Elektrophons. Traumhaft verwirrend. Der A2 mit upsammys »Uit het Rijk der Kristallen« nähert man sich langsam an. Ein zuweilen leicht solipsistischer Electronica-Sound, der entfernt an Boards of Canada erinnert, schwingt sich in wohltemperierte Höhen. Ganz feines Stückchen. Und auch die B-Seite heißt es zu erobern. Parrish Smiths sinfonisches »Lichtspiel: Opus II, III, IV« ist ein bedeutendes Werk und die zehn Minuten kaum in wenige Worte zu fassen. Würde Kubrick heute noch leben, würde er wohl nach diesem Stück doch noch einmal sein Napoleon-Projekt in Angriff nehmen.

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V.A.
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