Review

Karen Gwyer

Man On Mountain EP

Don't Be Afraid • 2019

Nach über zehn Jahren in London ist die gebürtige US-Amerikanerin seit einiger Zeit wie so viele andere MusikerInnen in Berlin gelandet und legt mit dieser 4-Track-EP das erste Material seit ihrem 2017er-Album »Rembo« vor. Auch die gute handvoll bereits erschienener EPs passte schon zum Sound der Hauptstadt und »Man On Mountain« ist einfach nur eine konsequente Fortentwicklung. Stets pendelt Karen Gwyer zwischen melancholischem Techno, der allerdings mehr als bloßes Dancefloor-Futter ist, und beinahe Beat-befreiten, abgespacten Drone- und Ambient-Stücken. Diese zwei Seiten finden sich hier ziemlich genau in einer 50/50-Aufteilung: während »Faces On Ankles« und »Cherries On Shoulders« mit harten, aber unvorhersehbaren Drum-Pattern und ineinander verschachtelten Synth-Appreggios in dunkle Clubs schielen, entführen uns »Ian On Fire« und »Ribbon On Neck« in eine sphärische Innenwelt oder vielleicht auch in die Schwerelosigkeit des Weltraums. Diese zwei recht unterschiedlichen Seiten von Karen Gwyers Musik ergänzen sich mal wieder sehr gut und werden auch durch deren gemeinsam zugrundeliegenden, eher negativen Grundstimmung zwischen introspektiver Melancholie und dunkler Verunsicherung zusammengehalten. Ihre wandlungsfähigen Tracks finden wie bereits ihre bisherigen Veröffentlichungen mit Leichtigkeit einen Schwebezustand, der allerdings stets etwas bedrohliches hat. Wohl auch deshalb erinnert »Man On Mountain« an den Berliner Techno-Sound von vor ca. 15 Jahren und passt doch gleichzeitig auch in die heutige Zeit.