Review

Matthew Halsall

Oneness

Gondwana • 2019

Wer hierzu nicht den Frieden findet, sucht einfach nur Streit. »Oneness« ist ganz und gar harmonischer Spiritual Jazz, alle Shakren im völligen Gleichgewicht, die Energie fließt, die Götter sind zufrieden, Alice Coltrane liegt mit gefalteten Händen im Grab, lächelt, und dreht sich NICHT um. Die Kompositionen entstehen alle um die Tanpura herum, dem natürlich indischen Instrument, das Matthew Halsall auf »Journey In Satchidananda« hörte und das ihn spürbar inspirierte, sich mit seinem Jazz auch in die Frequenzen des Universums einzuwählen. »Oneness« dokumentiert den Beginn dieser Reise. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2008, damals begann Halsall mit Spiritual Jazz zu experimentieren und mit Musikern aus Manchester, Liverpool und Leeds das Gondwana Orchestra zusammenzustellen. Der Saxophonist Nat Birchall ist dabei nur der bekannteste der illustren Zusammenkunft von Musikern. In den folgenden Jahren entstanden die (großartigen) »Fletcher Moss Park« und »When The World Was One«, Alben, die dem gänzlich un-manischen kosmischen Jazz eine Form gaben. Bemerkenswert auf den Alben sind nicht nur die teils HIMMLISCHEN Kompositionen, sondern auch wie gut, satt, crisp und klar der Sound darauf ist. »Oneness« ist deutlich freier als die Alben, die diese Sessions begründet haben. Nicht freier im Sinne von epileptischem Free Jazz, sondern einfacher freier in der Struktur. Da sind mehr Aussparungen, mehr Risse, mehr Leichtigkeit. Matthew Halsall selbst bezeichnet die Aufnahmen als »vulnerable«. Deshalb hat er sie gut ein Jahrzehnt unter Verschluss gehalten. Die Veröffentlichung jetzt ist ein verdammter Segen. Selbst der schlechteste Mensch würde den Aufnahmen maximal eine gewisse Eintönigkeit vorwerfen können. Aber das ist, als würde man dem Licht vorwerfen, dass es weiß erscheint.