Review

Vulfpeck

The Beautiful Game

Not On Label • 2019

»The Beautiful Game« dokumentiert vier ausgezeichnete Instrumentalisten und eine fragwürdige Entscheidung. Dabei genießt die 2011 an der Universität Michigan gegründete Band eigentlich breite Zustimmung. Vier weiße Jungs, die ihre Rolle nicht allzu ernst nehmen und einfach auf ihr Handwerk vertrauen, statt sich um Branchenstandards zu scheren – das kommt gut. Vor allem, wenn die an Motown und Glam orientierten Tracks so in die Beine gehen wie die von Vulfpeck Für ihr zweites Album öffnet sich die Band mehr denn je dem gesungenen Wort, unter anderem jenem von Tour-Partner Antwaun Stanley. 5 von 10 der eingespielten Stücke sind sogar echte Lieder, wobei es sich bei »Conscious Club« und »Margery – My First Car« um Neuauflagen alter Tunes handelt. Inhaltlich bleibt die Band jedoch hinter den Möglichkeiten dieser musikalischen Form zurück, was wohl daran liegt, dass die Stärke besagter Jungs – die Lebhaftigkeit ihrer Spielweise rechtfertigt diese Bezeichnung – eben im Instrumentalen liegt. Im Jackson Five-mäßigen »Animal Spirits« geht es um eine fiktive Begegnung, in »Conscious Club« um eine Berliner Tanzstätte, wo Vulfpeck die Hausband sind. Relevanz oder Message sucht man vergeblich. Komikartig übertriebene Vocals dominieren den Track, was so gänzlich gegen die Idee der Band geht, minimal zu produzieren und die einzelnen Instrumente gleichwertig zu behandeln. Gerahmt wird das aufgepeitsche »Conscious Club« folgt zum Glück von zwei Tracks, die sich in Zurückhaltung üben. »Dean Town« überzeugt, indem es ausnahmsweise Bassist Joe Dart in den Mittelpunkt stellt, das low-key nach vorne preschende »El Chepe« zeigt, dass gute Musik keinen Climax braucht. Eine weitere Erleichterung bietet »Margery – My First Car«, wo nicht mehr rumgekreischt wird, sondern runtergekommen dank verträumter Stimmen. Groove kann so einfach sein. Und weniger ist dabei manchmal mehr.