Review

Turquoise Days

Further Strategies

Minimal Wave • 2019

Schon mal aufs Meer gelinst? Türkise Töne sollen eine beruhigende Wirkung auf den Menschen haben und glücklich machen. Die türkisfarbene Postkartenkotzerei mit weichgezeichneten Maledivenstrände hatten Luciano Brambilla und David Le Breton bestimmt nicht im Sinn, als sie in den Achtzigern Turquoise Days gründeten – und eine Brise Synth-Pop über die britische Kanalinsel Jersey wehen ließen. Immerhin: Das Casio-Geplörre dürfte gut angekommen sein in den Hafenkneipen von Jersey, schließlich leben beide heute noch dort, machen aber mittlerweile Dad-Rock für Fischer, die alleine aufs Meer rausziehen, um ein paar Makrelen einzunetzen. Das musikalische Vermächtnis von Turquoise Days schlummerte derweil über Jahre auf Kassetten der Vergessenheit entgegen – bis sich Veronica Vasicka durch meterdicke Torfschichten buddelte und den Output auf Minimal Wave neu auflegte – »Alternative Strategies« erschien 2009, die Leute waren heiß drauf, die Platte bald ausverkauft. Um Songs wie »Grey Skies« scharen sich auf YouTube immer noch ein paar Hängengebliebene, die sich die Karottenhosen aus den Eighties bei Humana ums Eck checken und dann mit T-Shirts von Aldi ins Berghain wollen. Richtig crazy, zeigt aber: So richtig totzukriegen ist die Platte nicht. Hat sich auch Veronica Vasicka gedacht und legt das Ding neu auf. »Further Strategies« klingt wie »Alternative Strategies«. Kein Wunder, sind die gleichen Songs. Auch »Blurred«, der Bauhaus-slash-Joy Division-Verschnitt von »Bela Lugosi’s Dead« ist mit drauf. Und weil alle ganz besinnlich am Punschstand dem Christkind entgegenrauschen haben Breton und Brambilla auch ein paar neue alte Stücke ausgegraben. Wer bei der Weihnachtsfeier im Büro also mit was Ausgefallenem in die Playlist reingrätschen möchte, Turquoise Days ist dein Freund. Alle anderen legen weiterhin Human League auf.