Review

Giant Swan

Giant Swan

Keck • 2019

Dass Robin Stewart und Harry Wright mit einem solchen Debüt ihr frisch gegründetes Label Keck einweihen würden, war absehbar. Schließlich hatte sich das Duo als Giant Swan schon auf Howling Owl Records, FuckPunk und Mannequin zwischen rhythmischem Noise und Kochtopftechno einen Style zurechtgekloppt, der Treffer ins Maul immer auch ein wenig als Annäherung ankündigen wollte. Das hat auf den EPs »Earn« oder »High Waisted« schon nicht funktioniert und das tut es auch hier nicht – zum Glück. Wie gnadenlos schweißtreibend das Industrial-Element im Clubkontext Wirkung entfaltet, wird auf »Giant Swan« nämlich selbst in den ruhig brodelnden Momenten deutlich. Erst durchdrehen, dann was qualmen, vorher aber noch das Pappmaul mit einer Club-Mate wegspülen, damit das MDMA anschließend etwas langsamer einzieht: In diesem Limbo geht es durchs Etablissement, vorzugsweise ohne aus den Latschen zu kippen – rauf und runter, rein und raus, vor und zurück. Lust der Wiederholung. Pausen keine. »55 Year Old Daughter« bringt direkt zu Beginn Metall-Samples, stammelnd entfremdete Voiceovers und gutturale Basslines mit, die sich auch im darauffolgenden »Pandaemonium« nicht verabschieden. Ein aufgeschrecktes Atmen und Jaulen klingt erst nach Tanzen, dann nach Folter. Wie viel Uhr ist es eigentlich? Andere Erinnerungen an diese Nächte in stinkenden Bunkerkellern heißen »Not A Crossing«, »Peace Fort 9« oder »Spisbah« und manifestieren sich als verzerrte Kreuzungen aus Dark Ambient, vocoderisierten Gebeten und Post-Irgendwas. Der Schweiß tröpfelt von der Decke in deine Augen. Die Muskulatur brennt. Scheißegal, wenn plötzlich wieder ein Banger vom Kaliber »YFPHNT« alle inneren Schleusen öffnet und den Unterschied zwischen Herzattacke und brutalster Verausgabung marginal erscheinen lässt. Was die Kollegin auf dem Cover da macht? Sich mit einer falsch gezündeten Kippe entschuldigen, nachdem sie dir beim Abspacken ihre Faust ins Gesicht gerammt hat. Schon wieder.