Review

Mac Miller

Circles

Warner • 2020

Meine Güte, Mac Miller. Der white boy aus Pittsburgh ist seit anderthalb Jahren tot und bringt trotzdem bessere Platten raus als Eminem. Kein Zufall: Statt in die Totenruhe reinzugrätschen und wie bei Lil Peep oder XXXTentacion mit halbgaren Demotape-Ausschlachtungen die Geldmaschine anzuwerfen, hat sich Mac Millers Familie an Jon Brion gewandt –, jenen Producer, dem Mac bei seinem letzten Album »Swimming« das Vertrauen schenkte. Die Connection sei damals schon dagewesen, erzählt Brion im Interview mit Apple Music. »Ich hatte Pläne für die Zukunft mit ihm.« Es kam anders. Dass »Circles«, die allerletzte Miller-Platte ihren Weg an die Öffentlichkeit findet, ist auch dem Umgang mit seinem Nachlass zu verdanken. »Furchtbar langsam« soll Brion im Studio gearbeitet haben, als er sich durch die unveröffentlichten Songs durchhörte. »So wenig wie möglich« wollte er ändern. »Weil es gut war, wie es war«. Vieles war da, die Vocals, die Melodien. Ganz wenig Beats. Schließlich ist das dauerbekiffte Highschool-Kid erwachsen geworden, hat sich entwickelt zu einem Typen, der im Hip-Hop genauso viel Interessantes fand wie in Soul-Nummern, bei den Beatles und auf Velvet Underground-Platten; der nicht mehr zur maximalen Endorphin-Ausschüttung über Tiefkühlpizzas rappte, sondern mit den inneren Dämonen nach außen ging, sich eine Goldkette um den Hals hängte – und zur Erkenntnis kam, dass es gut war, irgendwie. Der Optimismus, der Ausblick, die Freude auf eine Zukunft sind auf »Circles« so hörbar wie nie und verstecken sich doch, zwischen den Zeilen und Leerstellen, die nur so viel preisgeben wie man hineininterpretieren möchte. Es ist die Tragik dieser Welt, dass er das nicht mehr miterleben darf.