Review

Gang Of Four

Content

Groenland • 2011

Im Jahr 2005 eröffnete ein auflagenstarkes Musikmagazin im Jahrepoll seinen Lesern die Kategorie: »Band, die am meisten wie Gang of Four klang«. Denn wie Gang of Four klangen sie irgendwie alle, die da auf der neuen Indiewelle plötzlich in Spitzenpositionen der Charts katapultiert worden. Und so fragt Sänger Jon King in Who Am I?: »Who Am I When Everything Is Me?« und gibt damit die Losung des nach 16 Jahren ersten Studioalbums der stilprägenden Post-Punk-Formation aus Leeds aus. 32 Jahre sind vergangen seit ihrem unerreichten Debüt Entertainment und nichts scheint zeitgemäßer zu sein als die von Gang of Four doch eigentlich erfundenen grob geschnitzen Gitarrenriffs und Gesänge, die sich als messerscharfe Elektrobeats gebärden. Und genau an dieser Verquickung knüpft die Band im Jahr 2011 auch wieder an – zu hören im perkussiven Sleep – Wake und in I Can See From Away. Das gelingt über weite Strecken des Albums sehr gut und wird ja quer durch die Presse gerade als zeitgenössischer Sound gelobt und als zeitlos erkoren – als wäre dies es ein Qualitätsmerkmal von Musik. Umgekehrt kann man all den Kopien auch Ideenarmut unterstellen und Gang of Four beim verzweifelten Versuch beobachten, ihre ohnehin schon aktuelle Musik zu aktualisieren und sich mit der lässigen Pose der Urväter (haben sich nicht von den Chilli Peppers bis zu Bloc Party alle dreist in Andy Gill’s Trickkiste bedient?) sich dann doch ein wenig an das Jahr 2011 anzubiedern. Wie etwa im Vocoder-Duett It Was Never Gonna Turn Out Too Good. Doch das sind dann eigentlich gerade die Höhepunkte von Content.