Review

Destroyer

Kaputt

Dead Oceans • 2011

Wie ist es möglich, dass Intro einen Act auf den Titel hievt, dessen aktuelle Musik dann im Artikel als »Softrock« beschrieben wird? Ausgerechnet jenes Magazin, in dem Gonzales’ »Soft Power« durchfiel und welches für heimische Softrocker wie Tele eigens die Stilblüte »Mucker-Indie« kreierte? Wahrscheinlich, weil Kaputt, die nunmehr neunte Platte, die der kanadische Songwriter Dan Bejar unter dem Namen Destroyer veröffentlicht, eben keine Hommage an den Yachtrock der Siebziger ist. Vielmehr bedient das Album die Hörgewöhnheiten vieler 35+-Redakteure, die in den frühen Neunzigern nicht nur für SST-Bands, sondern eben auch für britischen Elektropop ein Ohr hatten. Besonders Dan Bejars Gesang (der noch auf der Vorgänger-LP Trouble In Dreams so klang, als hätte man Gary Numan ins Ziggy-Stardust-Kostüm gezwängt) erinnert an die lasziv-weltmüden Darbietungen jener Zeit. Getting Away With It von Electronic, ABC’s Love Conquers All und Being Boring von den Pet Shop Boys wären hier zu nennen. Da unterschied sich auch der Sound vom sequenzerlastigen House-Pop der Vordekade, indem allerlei 70er-Jahre-Zitate (WahWah-Licks, weibliche Soul-Chöre, Disco-Streicher) eingeflochten wurden. Auf (echte) Streicher wurde auf Kaputt verzichtet, dafür bestimmen die mit ordentlich Hall versetzen Trompeten-, Querflöten- und Saxophon-Soli, v.a. aber die Stimme der Vancouver’ Soul-Veteranin Sibel Thrasher (Ex-RAMP) das Klangbild. Ob sie in Minnie-Riperton-Manier vokalisiert oder mit Bejar ganze Strophen unisono singt: ihr ist es maßgeblich zuzuschreiben, dass das neue Destroyer-Credo (weniger Worte und Harmonien zugunsten pontierter Lyrics und hypnotischer Stimmungen) so gut aufgegangen ist!

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Kaputt
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