Review

Dave Depper

The Ram Project

City Slang • 2011

Dave Depper stammt aus Portland, Oregon war Bassist bei der Psych-Pop-Band Village Green und half als Arrangeur und Live-Musiker schon bei zig Szene-Buddies aus. Was jedoch in Deppers Vita bis dato fehlte, war ein Solo-Album. Um sich dem Entscheidungsprozess, welche der eigenen Stücke fürs Debüt in Frage kämen, zu entziehen, nahm sich Depper vor, stattdessen eine seiner Lieblingsplatten neu einzuspielen. Die Wahl für diese Warm-Up-Übung fiel auf Ram von Paul & Linda McCartney, das zweite Album, mit dem der Ex-Beatle nach dem Fab-Four-Split an die Öffentlichkeit trat. Danach gründete das Ehepaar mit Denny Laine die Wings, eine der erfolgreichsten und am meisten abgestraften Bands der 1970er Jahre. Auch Ram, jene LP, auf deren Cover sich McCartney mit einem Schafsbock aus eigener Zucht ablichten liess, wurde lange als läppisch empfunden. Selbst viele, die am Solo-Debüt McCartney den Demo-Charme mochten, hatten mit der folgenden Mixtur aus Rumpelrock, süßlicher Ballade und übermütigem Duett-Geträller ihre Mühen. Doch was an dieser Platte einst als unausgegoren und fragmentarisch abgekanzelt wurde, sollte zwei Generationen später gerade geschätzt werden. In der Tat klang seither kein McCartney-Album mehr so »independent« wie diese 1971er Hommage aufs sinnliche Landleben. Und dass da bei allen Albereien musikalisch eine Menge passiert (wenn etwa 3 Legs als Acoustic-Blues beginnt und sich dann zum Space-Rock-Monster entwickelt), zeigt auch Dave Depper in seinen werktreuen Aufnahmen. Einziger (bei Popsongs jedoch nicht ganz unerheblicher) Schwachpunkt ist der Gesang. Denn während sich die McCartneys einen Spaß daraus machten, auch mal hübsch neben dem Ton zu liegen, klingen die ehrfürchtigen Interpretationen von Dave Depper und Joan Hiller (sie hat nicht nur den Linda-Part, sondern auch die Coverneugestaltung übernommen) oft allzu brav.