Review

Cant

Dreams Come True

Warp • 2011

Vor uns liegt ein perfektes Beispiel für ein Soloalbum, das durchweg seine Berechtigung hat. Denn anstatt den Sound der Hauptband zu kopieren, geht der Solokünstler (in dem Fall Chris Taylor von Grizzly Bear) neue Wege, in dem er seine persönlichen Stärken fokussiert und einen neuen Sound schafft, der bestenfalls entfernt an den der Hauptband erinnert. Zugegeben: so ein richtiges Soloalbum ist Dreams Come True nicht. Denn George Lewis Jr., besser bekannt als Twin Shadow, war maßgeblich an dieser Platte beteiligt. Und das hört man auch. Die erste Hälfte ist geprägt von einer grundlegenden Chillwave-Stimmung – Bedroom-Pop at its best. Taylor und Lewis spinnen hier um eine einfach Grundmelodie ein wohlig-cleveres Soundgerüst aus Synthies, smoothen Basslines und dem ein oder anderen exotischen Instrument. In Too Late, Too Far meint man, ein Marimba herauszuhören und aus der Entfernung tönt eine fernöstliche Flötenmelodie. Diese Komplexität, an einer Grundidee ausgerichtet, verlieren die beiden in der zweiten Albumhälfte etwas. Es sprudeln die Ideen. Lewis und Taylor wollen hier viel – zu viel – kommen jedoch oft nicht über vielversprechende Skizzen vermeintlich toller Songs hinaus. Die Gitarren bäumen sich auf, die Stimmung wird düsterer – im Prinzip ein perfekter Spannungsbogen, der, wenn er denn noch etwas präzisiert und ausgereift wird, sicher in Zukunft noch großartigere Platten hervorbringen könnte.