Review

Nick Lowe

The Old Magic

Yep Roc • 2011

»I’m sixty-one years old now/ Lord I’d never thought I’d see thirty«, so eröffnet Nick Lowe Checkout Time, eine flotte Country-Nummer im Ring Of Fire-Shuffle über die Möglichkeiten würdigen Alterns im Rock’n’Roll. Ja, sieht man sich das Albumcover von Labour Of Lust (1979) oder die auf Youtube sichtbaren Artefakte seiner damals unermüdlich tourenden Power-Pubrockband Rockpile an, muss man ihm beipflichten. Dagegen wirkt der frisch behornbrillte Silbertollenträger auf der Rückseite des The Old Magic-Artworks so vital, dass er glatt als GQ-Senior-Model durchginge. Dergleichen Nebeneinkünfte wären aber für den Londoner gar nicht nötig, denn das 1994 mit The Impossible Bird eingeläutete Alterswerk genießt – wenn auch zunächst über den Umweg seines Schwiegervaters Johnny Cash, der ja Lowes The Beast In Me zum späten Trademark erkor – immer größere Wertschätzung. So erschienen 2010 die auch als Brentford Trilogy bekannten Alben ( Dig My Mood von 1998 sei hier besonders empfohlen) beim Label Yen Doc 2010 erstmals auf Vinyl. Und Wilco coverten nicht nur Lowes augenzwinkernde
Hymne I Love My Label, sondern luden den Altmeister auch ein, bei ihrer 2011er US-Tour das Vorprogramm zu bestreiten. Ganz solo in Stadien vor einem Publikum, das einen womöglich noch nie gehört hat – da braucht es schon einige Juwelen im Repertoire. Und die finden sich auch auf The Old Magic wieder zuhauf. Wie Lowe gleich zu Beginn in Stoplight Roses die Erkenntnis eines erfolgsverwöhnten Kavaliers schildert, seinen letzten Faux-Pas weder blumenbewappnet, noch mit »that little boy lost look« wieder wettmachen zu können oder in I Read A Lot einen Verlassenen beschreiben lässt, wie er seine Zeit ohne die Verflossene zubringt, ist großes Storytelling im Songformat. Die fünfte Lowe-LP im Crooner-Stil zeigt den sanften Ironiker auf der Höhe seiner Interpretationskunst. Ganz gleich, ob er eigene Standards in spe oder die geschätzter Kollegen (u.a. Elvis Costellos The Poisened Rose) anstimmt. Gleichwohl verspricht das tanzende Sixties-Covergirl nicht zuviel, denn Stücke wie Sensitive Man oder Somebody Cares For Me dürften bei jeder Kitty, Daisy & Lewis-Aftershow-Party punkten.