Review

Gary War

Jared’s Lot

Spectrum Spools • 2012

Wenn ein Album sich so stark im Duktus einer Avantgarde gebärdet wie das neue Werk des New Yorkers Greg Dalton aka Gary War und dann ein gewisser John Maus auch noch twittert, dass eben dieser Gary War die Zukunft sei dann fällt es schon recht schwer an das mit kaum 30 Minuten Laufzeit sehr dichte Werk unvoreingenommen heran zu gehen. Ähnlich wie Ariel Pink, den sowohl John Maus als auch Gary War live begleitet haben, wie auch John Maus selbst, hat Gary War eine Vorliebe für wechselnde Taktarten und verzerrte und verschleierte Texturen, nur fehlt ihm dieses darunter verborgene Bekenntnis zum Pop, die melodische Unbedingtheit und Eingängigkeit. Denn wo bei John Maus die lyrische Verweigerung eine bewusste Abwendung von der surrealistischen Lyrik der Popgeschichte ist und ein Versuch »der Musik nicht im Weg zu stehen«, schwindet bei Gary War jegliches Interesse an der Funktion seiner Vocals, da das Sich-im-Weg-Stehen quasi zum Arrangement-Prinzip von »Jared’s Lot« erhoben wird. Der exzessive Einsatz von Pitch-Effekten schafft einen plastischen Sound, der zwar vor allem rhythmisch mitreissen kann, aber auch immer wieder unkontrolliert vor sich hin schlingert und das Gefühl einer eher kopflosen als verkopften Komposition hinterlässt. So bremst sich Gary War ein wenig selbst aus und eine eigentlich dynamisch angelegte Platte voller erfrischender Energie, die vielleicht tatsächlich einen Vorgeschmack auf die Zukunft hätte geben können, versandet immer wieder in Willkürlichkeit, bei der man schon sehr viel guten Willen mitbringen muss, um diesem Werk etwas Prophetisches abgewinnen zu können.