Review

Nostalgia 77

Weapons Of Jazz Destruction

Tru Thoughts • 2008

Ben Lamdin ist Nostalgia 77. Das Nostalgia 77 Octet ist, konsequenterweise, die dazugehörige Live-Band. Angsterfüllte Nostalgia-Afficionados können, angesichts des zerstörerischen Titels, das Taschentuch von der schweißnassen Stirn abziehen und wieder in die Tasche stecken. Gewaltübergriffe sind nicht zu befürchten. »Weapons of Jazz Destruction« ist vielmehr ein Ausflug in düsterere Bereiche des Jazz, ohne im Improvisationshagel des Free Jazz unterzugehen bzw. zu wildern. Songstrukturen bleiben durchgehend erkennbar. Mit den elf Stücken sollen dabei Geschichten – ob mit Vokalunterstützung (Sophie Smith) oder ohne – erzählt werden. Diese Vorgabe wird standesgemäß routiniert erfüllt, ohne dabei den Schlüssel in die Hände des Hörers zu legen. Die Produktionen wechseln dabei zwischen ruhig, auf ein Minimum beschränkt, und flächig, symphonisch, ohne dabei charakteristisch-eigenständige Elemente, also den Wiedererkennungswert, zu vernachlässigen. Wenn Sophie Smith ihr stimmliches Talent und Timbre zum Besten gibt, und sich erfrischend, leicht dissonant von der mystischen Untermalung abhebt, muss man das einfach mögen. In einer guten Beziehung gibt es ja schließlich auch mal Meinungsverschiedenheiten. Ich nenne so etwas Streitkultur.