Review

Laurel Halo

Behind The Green Door EP

Hyperdub • 2013

Laurel Halo ist eine der interessantesten Künstlerinnen, die das Musikbusiness zu bieten hat. Ich denke ihr Schaffen ist noch deutlich unterbewertet. Die New Yorkerin wird verkannt. Das liegt daran, dass sie weniger als Person denn als Autorin auftritt. Ihre Musik ist nicht bloße l’art pour l’art, sondern verhandelt Themen. Da wird man in dem auf Euphorie setzenden Clubkontext, in dem sie kontextualisiert ist, schon mal missverstanden. Eines der Lieblingsthemen von Laurel Halo sind Machtapparate und ihr wirken auf Sozialsysteme, aber auch inwiefern Technologie auf das Bewusstsein wirken kann. Das spiegelt sich dann in der Titelgebung ihrer Releases als auch in Pseudonymen wie King Felix (entnommen aus einer Novelle des Science-fiction-Autors Philipp K. Dick). Ihre neue EP heißt »Behind the Green Door«. Der Titel spielt auf das Symbol der »grünen Tür« an, hinter der unbekannte, undurchsichtige Dinge passieren: die militärische Führung trifft hinter eine gepanzerten grünen Tor seine Entscheidungen; in Mary E. Wilkins Roman »The Green Door« (1917) wird einem Mädchen verboten, eine grüne Tür zu öffnen (»It is not best for you, my dear.«); in einem Schlager von Jim Lowe (1956) wird ein Mann besungen, der das wilde Partytreiben hinter der grünen Tür mit anhören darf, dem der Eintritt aber verwehrt bleibt; der Pornofilm »Behind the Green Door« (1972) behandelt sexuelle Machtspiele. Die EP spiegelt diese Aspekte des Symbols wieder. Das Schmuddelfilmthema wird mit »Sex Mission« aufgenommen. Das militärische findet sich in »UHFFO« wieder, eine Abkürzung die für Ultra High Frequency followed-on Satellite steht. Das Schlagerthema kann in »NOYFB« (=None Of Your Fucking Business) wiedergefunden werden. Wenn man dann »Throw« gutmütig dem Roman zuordnet, ist das Thema rundum beleuchtet. Ganz genau sagen, kann man das nicht, denn Laurel Halo verzichtet im Gegensatz zu ihrer letztjährigen LP »Quarantine« und der Single »Sunlight On The Faded« gänzlich auf Gesang. Dafür setzt sie vermehrt auf Beats. »Sex Mission« übernimmt so in höherem Tempo die Hi-Hats von »Sunlight On The Faded« und ersetzt die Stimme mit pointierten Paukenschlägen. Auch wenn die EP so durchaus auch im Club funktioniert, der wahre Wert der Musik von Laurel Halo ergibt sich erst mit der Durchdringung der Metaebene. Mich würde es nicht wundern, wenn es demnächst auch einen Track namens »PRISM« von ihr zu hören gibt, zu dem dann alle tanzen werden.