Review

Oneohtrix Point Never

R Plus Seven

Warp • 2013

Wie das Cover-Artwork andeutet, ist das erste Warp-Album von Daniel Lopatin mit einem Museumsbesuch zu vergleichen. In diesem hängen großflächige einfarbige Werke neben Pollocks Actionpaintings, hörbar gemacht durch schlichte Ambientflächen, die von zappeligen Piano-Arpeggios abgelöst und konterkariert werden. Sakrale Installationen wechseln sich mit abstrakten Plastiken ab, denn Chor- und Orgel-Simulationen treffen auf »R Plus Seven« schonmal auf einen Dubstep-Bass. Der verirrt sich allerdings wohl eher zufällig in die Auswahl der Presets; sind diese nach Eigenaussage doch vermehrt mit »spirituell« gelabelt und für den Gebrauch im Film bestimmt. Die hier erschaffenen, kalten Sound-Gebilde sind in meinen Ohren stark von Bildender Kunst und einer intellektuellen Auseinandersetzung mit Klang beeinflusst. Postmoderne Konzepte sind eindeutig wichtiger als Wiedererkennbarkeit oder gar Eingängigkeit. Konventionelle Tracks sucht man ebenso vergeblich wie richtige Beats. Wenn rhythmische Strukturen auftauchen, dann sind die Loops schief geschnitten und holpern vor sich hin, eben nicht als Schleife, sondern eher als elliptische Spirale. Aufgrund all dieser Beobachtungen ist es nicht nur beachtlich, sondern auch beruhigend, dass so etwas trotzdem im popkulturellen Kontext rezipiert wird.