Review

Mark Pritchard

Lock Off EP

Warp • 2013

Mit der »Lock Off EP« schließt der in Sydney lebende britische Produzent Mark Pritchard als Mittelteil seiner Warp-Trilogie unmittelbar an seine kurze Werkschau »Ghosts EP« an und verlagert seine Inspirationen diesmal von einer dubbigen Grundstruktur hin zu direkten und aggressiven Einflüssen aus den vielfältigen urbanen Musikstilen. Lyrische Unterstützung erhält der elektronische Tausendsassa dabei von den ikonischen Jungle-Urgesteinen der Ragga Twins, welche dem Eröffnungstrack »1234« mit treibenden Vocals über einem temporeich steppenden Breakbeat und leiernde Loops hinweg ein zeitloses Klangbild verleihen, welches das aktuelle Produktionsdatum nur schwer erahnen lässt. Leichter fällt eine zeitliche Einordnung in Folge auf dem gradlinigen HipHop-Steppa »Ghetto Blast«, der von einem verzerrten und abgehackten Sprachschnipsel aus mit breiten Horn-Samples und Polizeisirenen im Hintergrund die aktuelle Klanglandschaft der amerikanischen Ghettotech Variationen zwischen Trap und Juke erforscht. Letzterem Einfluss folgt dabei auch die grimmige Pirate Radio Zelebrierung »Soundboy Fuck Off« mit ihren wirbelnden Snares. Dabei rückt die vergleichsweise zurückhaltend und ohne große Spielereien vor sich hin wabernde Bassstruktur des Titeltracks »Lock Off«, untermalt von einem konstanten 160bpm-Beat, fast in den Hintergrund. Zu Unrecht, denn hierbei handelt es sich neben all der kalten und strukturierten Finesse der anderen Tracks um ein kleines emotionales Zentrum der EP. Und genau diese Vielfalt und mangelnde Vorhersehbarkeit macht die Vielseitigkeit von Mark Pritchards Schaffen ebenso spannend wie schwer fassbar.