Review

Ane Trolle

Honest Wall

Wind Some Lose Some • 2014

Sample-Spürnasen wissen seit Kendrick Lamars »The Recipe«, dass Indie-Pop made in Denmark eine hochinteressante Angelegenheit sein kann. Ane Trolle kommt aus der Nähe von Kopenhagen und ist in Deutschland durch ihren mittleren Chart-Hit »Sweet Dog« und das Trentemøller-Feature »Moan« immerhin über ein paar Radarfrequenzen aufgefallen, um nun mit »Honest Wall« auf Langspielformat zu debütieren. Doch wer elektroid-sphärischen Vocal-Rave oder gar Trip-Hop wie bei ihrem einstigen Projekt LaConfetti erwartet, der navigiert die 34-Jährigen Weltenbummlerin zu voreilig an ein Genre-Ufer. »Honest Wall« verstehe sich als musikalisches Reisetagebuch, glaubt man der Pressemitteilung. Schon der Titelsong, ein seichter Akustik-Blues-Hauch mit Stratosphären-Synths kündigt an, dass sich die Singer/Songwriterin und ihr Produzent Peter Leth nicht damit begnügten, nur sichere Häfen anzusteuern. Das Nancy Sinatra-esque’ »Two Faced« ist souliger Uptempo, »Salute« ist händeklatschender Indietronic und mit »Algae & Bottles« bewegt man sich knapp über dem wabernden Dreampop-Meeresboden. Mit ihrer Stimme setzt Trolle zwar keine Maßstäbe, aber haucht beständig frischen Wind in die Membrane und macht »Honest Wall« zu einer zauberhaften Seefahrt um den Musikglobus, erzählt in eingängiger, aber unvorhersehbare Soundkulisse. Auch, wenn die letzten zwei Abspielstationen in pop-jazziger Beliebigkeit die Platte etwas unauffällig wegdümpeln lassen und das Booklet mit umgedrehten Kreuzen, Dreiecken sowie Katzenfotos allerhand redundante Reizmuster für die langsam ausgetragenen Jutebeutel bereithält, stellt sich am Ende nur noch die Frage: »Kann man auch Tracks heiraten in Dänemark?«