Review

Avey Tare’s Slasher Flicks

Enter The Slasher House

Domino • 2014

Sex ist am schlimmsten. Wenn im Slasher der namensgebende Schlitzer auf der Leinwand auftaucht, liegen meist moralische Verwerfungen der schlimmsten Art vor. (Und was könnte im prüden Amerika des 21. Jahrhunderts noch eine grausamere Sache für Jugendliche sein als der Geschlechtsakt?) Avey Tare, seines Zeichens Gründungsmitglied von Animal Collective, hat sich für sein neues Projekt mit Angel Deradoorian von Dirty Projectors und Jeremy Hyman zusammengetan. Und wer es bis hier hin durchgehalten hat, steckt nun knietief im experimentellen Sound Brooklyns, auch wenn Avey Tare selbst dort gar nicht mehr wohnt. Doch genau danach hört sich »Enter The Slasher House« vor allem an: Nach Vollbärten, Synthies, Starbucks und Röhrenhosen. Auch wenn der Titel auf Referenzen aus Horrorfilmen und Soundtrack hoffen lässt. Dafür lässt der Pressetext möglichst häufig Jazz als erste Hausnummer für »Enter The Slasher House« fallen. Passt aber nicht. So gar nicht. Außer es geht hier um angebliche Verwandtschaften im Geiste, aber nur weil eine Band das Experiment sucht, hat das nichts mit Jazz am Hut. Auch wenn sich das für hochgeistigen Fans natürlich immer gut als grober Eckpunkt macht, egal, ob es stimmt. »Catchy« ist der typisch verspulte Song, den auch Animal Collective als Füllmaterial auf ihren ersten Alben hätten verstecken können – wie viele anderen Songs hier. In »Roses On The Window« blubbert der Bass, der Rhythmus bleibt karg und dazu eben die Stimme von Avey Tare. Wobei er sich hier wirklich zurückhält, keine Eskapaden, dafür eben leicht psychedelische Elemente, die sich in Indie, Surf und Lo-Fi passend einfügen. Könnte übrigens auch im Schlafzimmer laufen. Mit schiefen Wänden. Und vielen bunten Farben. Dafür muss man nicht zwangsläufig auf jemandem liegen. Es reicht trotz ein, zwei Hängern nebeneinander einfach nur die Decke anzustarren, während dieses Album läuft.