Review

Thievery Corporation

Saudade

ESL • 2014

»Kleine Künstler leihen, große Künstler stehlen.« Gesagt und für sich geltend gemacht haben das solch illustre Persönlichkeiten wie Igor Stravinsky, Pablo Picasso oder auch T.S. Elliott. Eric Hilton und Rob Garza haben sich dieses bewährte Erfolgskonzept nicht nur zum Markenzeichen gemacht, sondern es sich auch gleich auf die Flagge geschrieben. Und dabei noch, die Platten zwischen den Fingern, im Handumdrehen die Musikwelt der 1990er Jahre auf den Kopf gestellt. Seit dem Erscheinen ihres Debüts sind inzwischen 18 Jahre verstrichen, und ihrer Kombo haben sie einen komplett neuen Anstrich verpasst. Gesampled wird gar nicht mehr. Mittlerweile hat man sich als Band neu definiert, und wo andere sich mit dem verdienten Geld ein neues Plug-in oder Studio Equipment erlauben, haben sich Thievery Corporation gleich ein ganzes Streichquartett gegönnt. So weit so gut. Leider merkt man ihnen aber nur zu deutlich an, dass sie ihre Instrumente noch nicht all zu lange selber spielen. Und kompositorisch kommen die Jungs auch nicht gerade von einem anderen Stern. Der Opener, das zweite Stück der Scheibe und das Finale basieren alle auf derselben harmonischen Progression. Wie war das noch mit den sprichwörtlichen Genies? Genau, sie sind wahnsinnig. Auch wenn in diesem Fall eher wahnsinnig eintönig. Stiehlt man doch glatt von sich selbst… und dann noch so grobe Novizen-Fauxpas wie in »Meu Nego«. Die Gitarre und das Rhodes beissen sich beim letzten Akkord einer jeden Folge dermaßen, das kann man nicht mehr als künstlerische Freiheit durchgehen lassen. Aufhängen könnte ich mich ebenso am Titel: »Saudade«! Die wehmütige Sehnsucht nach Leben, Inbegriff brasilianischen Weltschmerzes. Punktierte Rhythmen und affektiert dahin Gehauchtes machen aber noch lang keinen Bossa Nova. Machen wir uns nichts vor. Dieses Album ist seichter French Pop mit ein paar ganz netten World Music-Momenten. Mehr dann aber auch nicht.