Review

Atmosphere

Southsiders

Rhymesayers Entertainment • 2014

»South side is my resting place« rappt Slug in »Always Coming Back Home To You«, einem Song der LP »Seven´s Travels« seines Duos Atmosphere. Bezeichnenderweise legen Slug und Ant, sein Buddy an den Reglern, auf ihrem neuen Longplayer »Southsiders« nicht nur die bereits vom Albumtitel propagierte Representer-Haltung an den Tag, sondern kehren auch zu ihrer bewährten Soundästhetik zurück: Obwohl man sich beattechnisch wieder auf live eingespielte Instrumente besonnen hat, wirken die repetitiven, pointierten und in sich stringenten Produktionen wie klassisch an der MPC arrangiertes Material. Auch thematisch knüpfen Atmosphere wieder an ihre älteren Veröffentlichungen an, denn im Gegensatz zum Vorgänger »The Family Sign« auf der Slug konzeptionell seine Familienbande fokussierte, stellt er seine Storyteller-Mentalität nun wieder in den Dienst eines breiten inhaltlichen Spektrums. »Southsiders« handelt von den inneren Kämpfen, die jeder für sich austrägt, von der Chance im Scheitern, von der Notwendigkeit, seinen Arsch hoch zu bekommen, von »Glaube, Liebe, Hoffnung«. Ödön von Horváths gleichnamiges Drama trägt den Untertitel »Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern«. »Southsiders« könnte man den Untertitel »Ein fast schon versöhnlicher Tanz mit dem Erwachsenwerden in fünfzehn Songs« anhängen, denn auch wenn es manchmal schwer fällt: »I live life like I love to breath«. Möglicherweise ist Slug so etwas wie der Karl Valentin des Rap. Sein Vermögen, Trübsinn, Schwachsinn und Scharfsinn in klassischen Reimstrukturen zur Einheit zu bringen, macht ihn zu einem Geschichtenerzähler, dem man immer noch gerne zuhört.