Review

Lone

Reality Testing

R & S • 2014

»When I say ›real‹ I mean ›reality real‹. I mean ›real real‹«, lässt uns eine Stimme bereits im zweiten Track, »Restless City«, wissen. Nicht, dass das mit der Realität so einfach wäre, denn im achten Stück muss sich eine Frauenstimme fragen: »Am I dreaming, am I awake?« Bestimmen lässt sich das mit einem einfachen Trick, der aber erst ganz zum Schluss erklärt wird: Lies etwas, schau woanders hin, lies es noch mal und entscheide, ob es immer noch dieselben Worte sind. So einfach ist das also, so simpel lassen sich luzide Träume vom wahrhaftigen Geschehen unterscheiden. Dazwischen aber entgleitet die Musik Matt Cutlers in einen hypnagogischen Zustand, in dem die Grenzen zwischen Schlaf und Wachen zu verschwimmen scheinen. Den grellen Futurismus seines letzten Albums »Galaxy Garden« hat der Brite mit der nostalgischen Ader gegen den Sound eingetauscht, in dem seine frühen Veröffentlichungen wurzelten: Das sphärische Flirren von Boards Of Canada trifft auf den Cool eines Madlibs, wird durch sanfte House-Anleihen aufgepeppt und natürlich dürfen auch die Trademark-Synthies nicht fehlen, die die Musik von Lone seit jeher ausmachen. »Reality Testing« spielt nicht nur Traumsequenzen gegen Realitätseffekte aus, es wird wie so oft bei Cutler auch von einer schwermütigen Sehnsucht und ansteckender Freude zugleich durchzogen. Mit dem sechsten offiziellen Album – über 20 Alben sollen noch in der Schublade ruhen und werden wohl nie das Tageslicht erblicken – gelingt ihm der Spagat zwischen Stilwechsel und Trademark-Sound, zwischen Traum und Realität, zwischen Nostalgie und Bodenständigkeit.