Review

Strategy

Pressure Wassure EP

Peak Oil • 2014

Eine Weile stand Strategys Paul Dickow ein bisschen abseits auf dem Schulhof, mehr so bei den Geeks, die sich den ganzen Tag über die Ästhetik von Maschinen und ihren Klang unterhielten. Jetzt will er aber wieder ein bisschen bei den Coolen mitmachen. Seinen Output hat der Producer aus Portland, Oregon in den letzten Monaten sukzessive erhöht, veröffentlichte zuletzt für die Plattenlabels Idle Hands und 100% Silk. Mit der »Pressure Wassure EP« hat er nun auch den abgeschmackten Balearic-Sound hinter sich gelassen und gleichsam einen starken Release vorgelegt. Die vier Tracks hier sprechen eine sich ähnelnde Klangsprache, sind aber stilistisch komplett unterschiedlich. Paul Dickow rast hier durch die letzten 20 Jahre, macht 1994 Halt (»Osmosis«), dann 1999 (»Bubble ‘n Snare«), dann so 2004 (»Mesohippos«) und 2009 (»Tainted«). Es ist fast so, als möchte Paul Dickow die letzten Jahre aufholen. Und das macht er, indem er sich die Semantik der einzelnen Epochen der elektronischen Musik aneignet. Seine Stationen sind demnach Dance Music, Drum’n’Bass, House, Dubstep. Genre begriffen, abhaken. Strategy schlüpft auf der »Pressure Wassure EP« in die Rolle eines Linguisten, der fremde Sprachen erforscht, der sie zu verstehen und schließlich auch zu artikulieren versucht. Er spricht diese Sprache dann niemals wie ein Muttersprachler, niemals ganz exakt. Er ahmt sie nach, ohne ihnen etwas hinzuzusetzen. Doch Strategy verrät so etwas über das Wesen von elektronischer Tanzmusik, er entschlüsselt in diesem Praxisseminar ihre Struktur.