Review

Philipp Quehenberger

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Editions Mego • 2014

Am Stahlseil der bollernden Sechzehntel mit meterlanger Rostkrümelfahne geht es durchs Brackwasser wattiger Konfusion, in dem so manches schwimmt, das man sich nicht so genau beschauen mag. Aber die Sicht endet ohnehin auf Armeslänge, und an kommt man immer. Acht Tracks hat das Album, in deren sprudelnder Suppe jeder Sound ein paar Pfund zu viel an den Gelenken hat, darunter noch einmal der John-Carpenter-Bass-Spuk von »Uff Uff« der sich vor drei Jahren so provozierend mumpfig durch die Single-Rille schleppte, dass man sich auf Abstand vom 45er-Knopf halten musste. Heute, inmitten seiner sich stumpf durch allerlei sämigen Taumel und ungesunde Strömungen voranpeitschenden Kollegen, ist er ganz zuhause angekommen. Für den nötigen Sog sorgt immer wieder geschickter Filtereinsatz, und wohlplatziertes Drama schafft Profil, das einen Schatten bis zum Ende wirft: »In Sight« kommt als perfektes »Escape from Vienna«. Auf seinem ersten Soloalbum seit fünf Jahren (und dem ersten auf Vinyl), dem zweiten für Editions Mego dem dritten überhaupt, sowie nach einigen Kollaborationen (immer wieder mit Didi Kern) führt Quehenberger einen ganz unverkennbar Wienerischen, rohen Sleaze-Techno-Sound fort, dessen Blaupause vor gut zwanzig Jahren auf »Cheap« entworfen wurde, und den er ausbuchstabiert in angegilbten Noir-Atmosphären über getuneden Beats: vor dem abschließenden Cruise von »For Real« dürfte so manche Fahrstunde mit Gerhard Potuznik gelegen haben, und Elins geistesverwandtes Groove-Vertrauen fährt eh immer mit. Wie so oft klingt das abgesehen vom gebremsten Tempo nicht neu, aber echt. Und wenn man am Ende aus der giftigen Brühe steigt, ist man zwar benebelt, aber auch blitzsauber.