Review

Rustie

Green Language

Warp • 2014

Zum Glück hat er keine Schippe drauf gelegt. Rustie versucht mit seinem zweiten Album nicht etwa den genialen Vorgänger zu überbieten, indem er noch hyperaktiver rumzappelt und noch mehr Genres verschmelzen lässt, um mehr noch mehr Mutanten mit Energieüberschuss zu zeugen. Klar, auch »Green Language« ist wieder ein Mix aus Trance, Trap, Prog-Rock, 8-Bit und alles, was man als Journalist noch gewitztes als Genre basteln will. Auch »Green Language« platzt in dreimal XL in den Raum, ist immer noch maximal. Und muss ja auch so sein. Schließlich beschreibt Rustie mit diesem Maximal-Sound irgendwie auch eine ganze Generation, der noch die Augen vom vielen Auf-Den-Bildschirm-Glotzen brennen, während sie sich auf einem Rave befinden. Doch »Green Language« brennt nicht mehr nur sämtliche Sicherungen durch. Es ist keine Dauerexplosion mehr. Rustie legt ruhigere Passagen ein, schlägt tiefere Akkorde an und baut vor allem längere Synthflächen ein. »Green Language« hat da, wo »Glass Swords« ein dauergespanntes, vibrierendes Seil war, einen Spannungsbogen. Das ist auch dringend nötig, wollen diesmal noch Vocal-Beiträge ihren Platz. Und ja, Du kannst es überall lesen, es ist schon beeindruckend wie Rustie jetzt auch noch Grime-MC, Vocoder-Beitrag und Danny Brown logisch auf einem Album vereint, das gleichzeitig mutig genug ist, den Spagat zwischen Daft Punk und Lil Jon zu schaffen. So objektiv wie Musikjournalismus eben sein kann, muss man sagen: Mit »Glass Swords« hat Rustie meisterliches geleistet und »Green Language« setzt den Vorgänger logisch fort. Gleichzeitig sollen sich bitte die/derjenige melden, die/der tatsächlich Genuss empfindet, wenn sie/er Track neun bis elf am Stück hört.