Review

Roman Flügel

Happiness Is Happening

Dial • 2014

2011 öffnete Roman Flügel seine »Fatty Folders« für die Öffentlichkeit. In diesen speckigen Aktenordnern schlüsselte der seit mehr als zwei Jahrzehnten unter unzähligen Pseudonymen (Eight Miles High, Acid Test, Roman IV und anderen) sowie einem guten Dutzend Bands (darunter Alter Ego und Acid Jesus) hyperproduktive Produzent, Remixer und DJ einen Teil seiner musikalische DNA auf. Techno und House waren die Fixpunkte des ersten unter Klarnamen veröffentlichten Albums Flügels. Der Nachfolger, der wie der Vorgänger auf Dial erscheint, stellt nun eine wagemutige Behauptung auf: »Happiness Is Happening«. Wie so oft bei Flügel riecht das nach feinsinniger bis brachialer Ironie. Diesmal mag die sogar vielleicht eine bittere sein, denn die zehn neuen Tracks geben sich ähnlich minimalistisch und atmosphärisch wie das monochrome Cover-Artwork. Das knallig-bunte »Fatty Folders« ist vergessen, nun wird sich an Kraftwerk und ihren Folgen abgearbeitet und die fröhliche Verträumtheit ist klaren Konturen, simplen Melodien und einem angerauten Sounddesign gewichen. »Happiness Is Happening« rattert wie ein angerosteter Roboter im Midtempo über die Autobahn des post-industriellen Lebens und kann sich zur Halbzeit auf »Wilkie« einen theatralischen Seufzer nicht verkneifen: »Save me because I am lonely. I thought you were happy.« Nein, happy im Sinne von Pharrell Williams ist das keineswegs. Aber es hat eine einladende Dynamik. »Happiness Is Happening« ist so ein Album, das wie gemacht ist für lange Autofahrten, wenn Kilometer nach Kilometer gefressen wird. Dann haut auch der krumme Titel hin, denn Fortschritt verspricht ja für gewöhnlich Glücksgefühle.

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