Review

Ya Tosiba

Mollah The Machine

Pingipung • 2014

Nach den regelmäßigen Sympathiebekundungen für Skweee aus dem Hause Pingipung wartete man schon lange auf eine Produktion, auf der sie den finnischen Stil-Export (ein gleichermaßen nerdiger wie unschuldig verspielter Zugriff auf Old-School-Synthesizer, grundsätzlich im Format einer 7inch) präsentieren würden. Mit dem Einschlag eines so umwerfenden Auftritts, bei der sie wie im Vorbeigehen auch noch ihre kosmopolitische Ader zum frohen Pulsieren bringen würden, musste man aber nicht rechnen. Vermutlich war aber auch schon vor zwei Jahren alles klar, als Ya Tosiba, das Duo von Zuku Zakaria und der Skweee-Legende Mesak, mit einer 7inch auf dessen Harmönia-Label debutierten. Sängerin Zuku Zakaria verarbeitet Texte, die sie bei ihren akademischen Studien zu Meykhana aufgetan hat, einer volkstümlichen, Rap-artigen Gesangstradition aus Azerbaidschan, die seit dem Ende der Sowjetunion von Baku aus in popmusikalischer Form neue Verbreitung findet. Auf »Molla«, dessen Text aus den 1940er Jahren die Heuchelei religiöser Führer geißelt, verströmt sie das Gift einer Mariola Brillowska; ganz anders die B-Seite mit »Maşın«, wo sie in daunenweicher Gelöstheit durch die Straßen des Baku der 1980er Jahre gleitet, als dort plötzlich Automobile aufkamen und führerscheinfreie Anarchie herrschte. Und wie dort in ihren azerbaidschanischen Vocals dessen Nähe zum Türkischen offenbar wird, ertappt man sich bei der Frage, wieso in jener Sprache weit und breit nichts annähernd vergleichbares durch unsere Straßen schallt. Mesak jedenfalls unterfüttert die Geschichten mit einem Sound, den man in der Bar von Mos Eisley erwarten würde, nachdem dort dreibeinige Droiden die Musikbühne übernommen haben um dort Timbaland-Beats und Italo-Disco aus ihren entrosteten Eingeweiden zu pflücken. Musik aus der Zukunft, in der hoffentlich noch viele solche Platten auf uns warten.

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