Review

Joey Beltram

Energy Flash 12"

R&S Records • 2014

Joey Beltram wurde von Daft Punk in ihrem Song »Teachers« als Stifterfigur genannt, der britische Musikjournalist Simon Reynolds gar benannte seinen historischen Abriss der elektronischen Tanzmusik nach seinem wohl bekanntesten Track: »Energy Flash«. Von all den Songs und Tracks, die sich dermaßen tief ins kollektive popkulturelle Gedächtnis eingefräst haben, dass sie eigentlich schon als Allgemeingut durchgehen könnten, stellt »Energy Flash« wohl den größten Überraschungserfolg dar. Als der damals als Solo-Produzent noch kaum bekannte Beltram ihn produziert, ist er gerade einmal 20 Jahre alt und trotzdem schon ein alter Hase hinter den Decks. Ein Jahr von seinem ersten legalen Bier entfernt, kann der junge Joey bereits auf eine siebenjährige Karriere als Electro-, Hip Hop- und House-DJ zurückblicken. Beltram bestreitet, dass er in irgendeiner Weise an die Wirkung der gleichnamigen Droge gedacht habe, als er ein entrücktes »Ecstasy« ins Mikrofon flüsterte. »Energy Flash« schreibt trotzdem als die unübertroffene Widmung an den chemischen Spaßmacher Geschichte, ganze Subsubgenres berufen sich auf den Track. 1990 erschien er auf Derrick Mays Transmat-Imprint, derweil R&S Records die Techno-Hymne auf dem europäischen Markt verteilt. Ebenda werden die vielleicht wichtigsten fünf Minuten und dreiundvierzigsten Sekunden der frühen Neunziger nun in remasterter Form auf einer einseitig bespielten 12“ neu aufgelegt. Dass das notwendig ist, beweist ein Blick auf die hiesigen Techno-Dancefloors, auf denen »Energy Flash« fast ein Vierteljahrhundert nach Release immer noch gespielt wird. Neben »Strings Of Life« von Rhythim Is Rhythim und Inner Citys »Good Life« ist und bleibt Joey Beltrams angeblich so unschuldige Ode an die Ekstase weiter eines der wichtigsten – und, nebenbei gesagt, bangendsten – Artefakte einer Subkultur, der so häufig mangelndes Geschichtsbewusstsein vorgeworfen wurde.