Review

Scott Walker & Sunn O)))

Soused

4AD • 2014

Überraschung gelungen. Unter den möglichen musikalischen Konstellationen, mit denen man am wenigsten gerechnet hat, dürfte diese Zusammenarbeit wohl einen Spitzenplatz belegen. Dabei ergibt die Teamarbeit von Scott Walker und den Herren O’Malley und Anderson von Sunn O))) durchaus Sinn: Eine Nähe zu Drones konnte man bei Scott Walker im Grunde schon auf seinem Album »Climate Of Hunter« von 1984 erkennen, und ungewöhnliche Sänger waren bei Sunn O))) seit Alters her gern gesehene Gäste, wenngleich man sich für das normale Tagesgeschäft eher auf Stimmband-Manipulatoren aus dem Black Metal einigte. Deren Gurgeln und Krächzen erscheint im Vergleich zu Scott Walkers gepresst-gequältem Gesang irgendwie erwartbar – mit den Konventionen des Drone-Doom hat der frühere Brel-Interpret und Schmalz-Star dann doch herzlich wenig zu tun. Erstaunlich ist daher nicht nur, dass dieses Projekt tatsächlich zustande kam, sondern auch, dass die Sache so gut gegangen ist. Keine der beiden Seiten scheint sich auf Kompromisse eingelassen zu haben, vielmehr klingt das Ergebnis nach einer erfolgreichen Bündelung kreativer Energien. Scott Walkers immer etwas spukhafte Inszenierung seiner Stimme, mit der er das Elend der Welt aus unterschiedlichsten Perspektiven schildert – die Schläge, die Marlon Brando als Kind einstecken musste, eine aktualisierte Fassung der von König Herodes in der biblischen Weihnachtsgeschichte angeordneten Kindsmorde –, fügt sich in die mittlerweile höchst ausdifferenzierte Tieffrequenztherapie von Sunn O))), behält aber ihren fremdartigen Effekt bei. Man kommt buchstäblich aus dem Staunen nicht heraus: über das, was man hört, und dass man es sogar gern hört.