Review

Neel

Phobos

Spectrum Spools • 2014

Phobos ist der größere der beiden Monde des Mars. In der griechischen Mythologie ist er zugleich der Sohn des Kriegsgotts Ares. Von diesem kosmischen Trabanten erzählt der Italiener Giuseppe Tillieci alias Neel auf seinem Solodebüt. Er steht damit in bester Techno-Tradition: Spätestens seit den »Rings of Saturn« von X-102 ist das All fester Bestandteil der neueren elektronischen Musik. Neel war bisher vor allem als eine Hälfte von Voices From The Lake, seinem gemeinsamen Projekt mit Donato Dozzy, in Erscheinung getreten. Trotz der bemerkenswerten Zusammenarbeit auf dem Voices From The Lake-Album kommt »Phobos« ein bisschen wie ein Monolith aus dem Nichts. Die sieben Nummern fügen sich zu einer großen Erzählung im Weltraum, mit Stürmen im Mondkrater Stickney und Mutmaßungen über sein Schicksal in etwas fernerer Zukunft: Da Phobos sich in seiner Umlaufbahn dem Mars immer mehr annähert, würde er in 50 Millionen Jahren vermutlich auf den Planeten stürzen. Diese Szenarien werden nicht drastisch ausgemalt, vielmehr spannt Neel einen schier unendlichen Klangraum auf, in dem sich die zwischen Knistern, Sausen, Klackern und Rauschen oszillierenden Geräusche so großzügig verteilen, als lägen Lichtjahre zwischen ihnen, während man selbst meint, sich allmählich durch diesen Strudel hindurchzubewegen. Mitunter wird ja beklagt, es ginge in der elektronischen Musik nur noch um Sounddesign. Hier steht das Design ganz klar im Dienste der Geschichte – und nicht umgekehrt.

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Neel
Phobos
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