Review

Conrad Schnitzler

Grün

Bureau B • 2014

Ausgedehnte Stücke, die eine ganz Schallplattenseite beanspruchen, waren in der frühen Phase von Conrad Schnitzler keine Seltenheit. Mit »Der Riese und seine Frau«, dem Eröffnungsstück auf »Grün«, hat der Berliner Elektroniker allerdings das Zwanzig-Minuten-Format der vorangegangenen Alben hinter sich gelassen und ein gut halbstündiges Ungetüm aus einer Handvoll Elemente geschaffen. Über einem nach Industrial-Art rumpelnden, stark verhallten Drumcomputer schweben irisierende Klänge, die gezeitenartig über dem schroffen Rhythmusfundament an- und abbranden. Obwohl im Grunde sehr wenig passiert, wirkt das Stück kaum statisch, sondern bezieht seine Dynamik aus seinen gegensätzlichen Bestandteilen. Weniger kontrastreich gestalten sich die Zutaten von »Bis die blaue Blume blüht«: Ein langsam aufsteigendes Motiv wird endlos ineinander geschachtelt, sodass der Eindruck einer unendlichen Melodie in permanenter Bewegung entsteht. Dazu zischt und fiept es in regelmäßigen Abständen aus dem Hintergrund. Das Stück bringt es auf immerhin 20 Minuten, die allerdings nicht absolut sind: Bei dieser Nummer soll man ausdrücklich zwischen den Abspielgeschwindigkeiten 33 und 45 wählen. Das Resultat ist ein sich wahlweise gemächlich oder etwas hektisch entfaltender hypnotischer Sog. Die CD-Version bietet übrigens beide Versionen nacheinander.

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