Review

Mumdance & Logos

Proto

Tectonic • 2015

Dem Grime pumpt wieder richtig Blut durch die Adern. 2014 war das stärkste Jahr des Genres seit langem: Skepta stürmte mit »That’s Not Me« die Bestenlisten und einige Newcomer hauchten dem Genre frisches Leben ein. Der Produzent Mumdance und Rapper Novelist betrieben an Grime eine Frischzellenkur, injiziert mit einer schwertgroßen Spritze. Mumdance kehrt nun gleich zu Beginn des neuen Jahres mit einem neuen Album zurück. Mit dabei ist Logos Der hatte es 2013 mit »Cold Mission« geschafft, dem elektronischen Sound der Insel gleichzeitig das Blut in den Adern gefrieren und ihm so richtig die Pumpe gehen zu lassen. »Proto« hat einen ganz ähnlichen Effekt: das hier klingt nach Alien vs Predator in der Antarktis, oder nach einem Krieg Maschine gegen Maschine auf dem gottverlassenen Uranus. Herzlos, schweinekalt und gleichzeitig nach richtig Rotation in sämtlichen Getrieben. Den beiden Produzenten dienten vor allem die Jahre ’92 und ’93 als Inspiration für ihren Sound; zwei Jahre, in denen sich in dunklen Bunkern aus Hardcore der Jungle-Sound entwickelte und an denen Mumdance schätzt, dass es musikalisch kaum Regeln gab. Für »Proto« scheint es genau eine gegeben zu haben: Jeder Sound sollte Seelen in eine Schockstarre und die Tanzfläche in grimmiges Raven versetzen. Die Bässe sind allesamt Stahlklötze, die Snares messerscharf, die Synthesizer aus Tschernobyl entlaufene Hunde. Und die Rhythmen? Ballern, verspulen sich ineinander, rattern und rödeln, sind zerhackte Monstren irgendwo zwischen Grime, Hardcore und Jungle, und wälzen sich wie ein schlecht synchronisiertes Heer durch eine Einöde. Gesunder Blutdruck in wieder genesenen Adern war also gestern. »Proto« vergießt es literweise auf einen eiskalten Boden.