Review

Orsons

What’s Goes

Chimperator • 2015

Es bleibt dabei: Die Orsons bleiben eher eine kuriose Rap-Boyband als eine wirkliche Rap-Supergroup. Was nicht daran liegt, dass die Jungs keine wahnsinnig guten MCs sind, oder nicht vor Kreativität sprühen können und nicht jeder von ihnen einen einzigartigen, starken Charakter hat. Das Problem bei den Orsons war schon immer: Man hat auf jeder Platte das Gefühl von massig verschenktem Potenzial, weil keiner der Künstler sich im Kollektiv wirklich entfalten kann. Zwar sind die Produktionen oft großartig, mit einem sechsten Sinn für den Tellerrand und einem genialen Gespür für kulturelle Referenzen, in diesem Fall von wahnwitzigen Günther Oettinger bis zum wahnsinnigen Kanye West. Auch der Wortwitz und die Raptechnik sind bei allen Rappern unantastbar. Und schließlich geben die Jungs auf alles so einen riesigen Fick, dass das für eine ganze Dekade Rock ‘n Roll reicht. Und trotzdem kommt auch das vierte Album »What’s goes« nicht so richtig aus dem Quark. Klar machen die lustigen und stylischen Rap-Abfahrten wie im Titelsong »What’s goes« oder in »Schwung in die Kiste« oder in »Papa Willi und der Zeitgeist« oder in »Ventilator« Laune, vor allem, wenn die inhaltlich nie aufeinander Bezug nehmenden Parts nur mit simpelsten Hooks aus gechoppten Vocalsamples zusammengehalten werden. Das kann man dann auch gerne zeitgeistig nennen, oder vielleicht sogar eklektisch. Oder aber man nennt es beliebig und unfokussiert. Das Album braucht erst einmal ein halbes Dutzend Songs bevor mit »Grün« als einem klassischen Memory Lane-Track zum ersten Mal so etwas wie ein roter Faden zwischen den Strophen der Vier zu erkennen ist. Alles davor und vieles danach ist bezeichnend fragmentarisch und individuell und in seiner Kontextlosigkeit – wenn auch nett anzuhören – irgendwie egal. Dass dann noch krude Gesangstracks von Kaas und Tua eingestreut werden, ist auch nicht hilfreich. Ich bin fast schon dankbar, dass auf der zweiten Hälfte dann als positive Ausnahmen noch inhaltlich starke Rap-Songs wie »Feuerrot« oder »SalamiFunghiZwiebelPartypizza« kommen. Fazit: Es wird erwartungsgemäß viel rumgedallert und rumgeträllert, und das auf hohem Deutschrap-Niveau, aber das Ergebnis ist leider weniger als die Summe seiner Teile.