Review

Demian Castellanos

The Kyvu Tapes Vol. I (1990-1998)

Hands in the Dark • 2015

Demian Castellanos ist in erster Linie bekannt als Gründer der Space-Rock-Band The Oscillation, die seit 2006 ihren stoisch-schrabbeligen Stil perfektioniert. Vor dieser Zeit hat der in Cornwall aufgewachsene Castellanos nicht nur in anderen Bands gespielt, sondern auch jahrelang im Alleingang die Möglichkeiten der Gitarre erkundet. »The Kyvu Tapes Vol. I« entstanden zwischen 1990 und 1998 nahe der Bucht Kynance Cove auf der Halbinsel Lizard im äußersten Südwesten Englands. Wer den Ursprung dieser spröden Musik in den Eigenheiten dieser entlegenen Landschaft suchen möchte, bekommt reichlich Anregung: Die schroffe Felsenküste Cornwalls bietet für Castellanos’ Shoegaze-Abstraktionen, Drones und psychedelische Ragas die perfekte Kulisse – ein Stück heißt sogar mehr als deutlich »Lizard Raga«. Selbst die Klangexperimente, die der junge Musiker auf seinem Instrument mit Messern, Gabeln, Papierstücken und diversen Effektpedalen angestellt hat, passen bestens zur abweisenden Schönheit dieser Gegend. Die Stücke verströmen Ruhe, öffnen weite Räume – seien sie nun im Kopf oder draußen in der Wildnis. Harmonie und Dissonanz, Ton und Geräusch sind diskret ausbalanciert, und obwohl wenig zu passieren scheint, rundet sich jede der Skizzen mit sparsamsten Mitteln zu einer kleinen Erzählung.