Review

Cio D’Or

All in All

Semantica • 2015

Der Club ist nicht genug. Technokünstler sind dieser Tage in allen möglichen Sparten des Kulturbetriebs einsetzbar, neben Tracks für die Tanzfläche liefern sie wahlweise Installationsbeschallung oder Theatermusik. So auch die Kölnerin Cio D’Or, die 2009 mit ihrem Debütalbum »Die Faser« zu einem der Aushängeschilder für die tiefenbetonten Produktionen des Labels Prologue wurde. Jetzt legt sie mit »All in All« ihr zweites Album vor, das beide Aspekte ihres Schaffens präsentiert, sauber auf zwei LPs verteilt. Den Anfang des Doppelalbums machen Arbeiten für Theater, in denen zu ihren bewährten Hall- und Bass-Gebilden vereinzelte Streicher- und Klaviertöne hinzukommen. Was weniger zur Bereicherung beiträgt, als dass es die Musik unnötig verwässert. Der Kitsch ist da mitunter nicht fern. Weit gelungener die Abteilung »Floor X«, die ihren Verwendungszweck schon im Titel führt. Es mag inzwischen zwar eine Reihe von Produzenten geben, die sich wie Cio D’Or auf das untere Frequenzspektrum konzentrieren, doch mit so sicherer Hand gestaltet – bei äußerster Sparsamkeit der Mittel – bekommt man das sonst selten zu hören. Die »yocta to yotta« EP, die das Album ergänzt – und in der CD-Version des Albums enthalten ist – integriert asiatische Instrumentalklänge in den Mix. Besonders da, wo die beiden Welten in engen Dialog gebracht werden, statt bloß nebeneinander zu stehen, führt das zu beeindruckend ausgeschlafenen Resultaten, etwa in »yocta«, wenn Hall und Echo kontrolliert sich selbst überlassen werden und der Beat nicht so ganz schnurgerade laufen muss.

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