Review

The Game

The Documentary 2

Blood Money • 2015

The Game hat sich sein Debütalbum nochmal angehört und findet es gar nicht so überragend. »The Documentary« erschien vor zehn Jahren; zum Jubiläum würde The Game nun gerne mal wieder so richtig beachtet werden. Da hilft es, Mythen zu bilden. Also nennt er sein sechstes Studioalbum »The Documentary 2«, behauptet auf dem ersten Teil die Fehler seines jugendlichen Selbst gehört zu haben und es in inzwischen besser zu können, und lässt daraufhin Dr. Dre und Puff Daddy in Superlativen über das Album reden, dass sich mit nicht weniger als einem Klassiker messen soll. Dre nennt es das beste Rap-Album der letzten fünf Jahre, Puff Daddy Games bestes. Und, haben sie Recht? Natürlich nicht. Aber es ist mindestens The Games konzentriertestes Studioalbum seit »LAX«. Und wenn man unbedingt einen Superlativ bemühen möchte: Es ist The Games old school-igstes Album bis jetzt. Die Beats sind rau und ungeschliffen und kommen mit Samples von Erykah Badu über Gang Starr und Games ständige Bezugspunkte Tupac und Biggie – es wird sogar gescratched. Darüber The Game wie man ihn kennt. Er liest mehr Namen von seinem Block ab, als alle Oscar-Gewinner der letzten zehn Jahre zusammen, und schafft mit einem relativ beschränkten Wortschatz eine ziemlich starke Atmosphäre. Diese wird auch durch die hohe Kohärenz des Album begünstigt. Die Songs laufen logisch ineinander über, erzählen eine Geschichte und werden durch Skits immer wieder in Stimmung getaucht. Das funktioniert so gut, dass die viel zu volle Feature-Liste gar nicht ins Gewicht fällt. Bis etwas über die Hälfte des Albums: Da läuft sich das Ganze dann leer und Games Schwächen werden deutlich, kann er in seinem immergleichen Flow doch die Spannung nicht hochhalten. Es fehlt da ein »Church For Thugs«, dass einen zwischendurch mal wieder so richtig in den Impala-Sitzen würde bouncen lassen, anstatt dass man langsam und unbemerkt wieder aus Compton ins eigene Wohnzimmer tuckert. Trotzdem: The Game hat mit seinem sechsten Studioalbum ein klaren Anwärter für die Plätze zwei oder drei auf dem Treppchen seiner besten Alben produziert – dem ersten Teil muss sich »The Documentary 2« allerdings geschlagen geben.