Review

Richard Pinhas

Chronolyse

Cuneiform • 2015

Science Fiction verspricht in der Regel einen bestimmten Zukunftsentwurf, von dem man nie weiß, ob er je eintreffen wird. Sofern man es nicht mit rein technischen Projektionen zu tun hat, geht es bei den spannenderen Fragen ohnehin darum, was es heißt, ein Mensch zu sein. Manchmal begegnet man in der Science Fiction – mit einigem zeitlichen Abstand – aber auch der eigenen Vergangenheit. Als der Franzose Richard Pinhas etwas sich an die Arbeit zu seinem ursprünglich ersten Soloalbum machte, war er stark von Frank Herberts Roman »Dune« inspiriert. »Chronolyse« erschien dann 1978 als Pinhas’ zweites Album, die Verweise auf »Dune« sind gleichwohl geblieben. So verdankt der Titel »Duncan Idaho« seinen Namen einer der Romanfiguren. Musikalisch ist »Chronolyse« streng zweigeteilt: In der ersten Hälfte hat Richard Pinhas eine Reihe kurzer Stücke auf zwei Moog-Synthesizern live improvisiert. Deren repetitive Sequencer-Muster nutzen die Möglichkeiten von Stereo ausgiebig für räumliche Studien, ohne sich bloß auf hallende Weltraumgebilde zu verlassen. Die zweite Hälfte ist ein ausgedehnter Prog-Jam, in dem Pinhas seine Synthesizer-Experimente mit seiner Gitarre, Mellotron, Bass und Schlagzeug ergänzt. Hier zeigt sich deutlich der Einfluss von King Crimson im Allgemeinen und Robert Fripp im Besonderen, was Richard Pinhas durch die Kombination mit den Moog-Patterns allerdings in eine ganz eigene Richtung dreht. Diese Science Fiction mag eindeutig die Zeitsignatur der 1970er Jahre tragen. Ihrem Reiz nimmt das auch heute nichts.

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