Review

Bill Ryder-Jones

West Kirby County Primary

Domino • 2015

Mit zarten 13 Jahren (!) gründete Bill Ryder-Jones zusammen mit vier Kumpels The Coral. Nach fünf Alben hatte er 2008 dann genug vom Retro-Indie-Pop und verließ die Band, um erst ein etwas pompöses Instrumentalwerk mit den Liverpoolern Philharmonikern und danach ein sehr minimalistisches Folk-Album aufzunehmen. Nun kommt mit »West Kirby County Primary« sein drittes Soloalbum und das klingt weder nach The Coral noch nach Film-Score mit Streichern. Vielmehr führt er den Ansatz von »A Bad Wind Blows In My Heart« weiter und ergänzt seine zarten Folk-Weisen mit teils krachigen Rock-Gitarren und hymnischen Refrains. Geschrieben und aufgenommen in seinem Zimmer im Haus der Eltern klingen die zehn Songs entsprechend intim, heimelig und größtenteils Lo-Fi. Dabei gibt es durchaus Ausnahmen wie etwa »Let’s Get Away From Here«, in dem nach sanften Einstieg eine lange Steigerung schließlich zum Gitarrensolo führt, das noch mit einem Kazoo gedoppelt wird und somit einen erstaunlich vollen Klang entstehen lässt. Zu diesem zurückgezogenen Setting passen die sehr persönlichen Texte dann perfekt, die den Tod des Bruders genauso verhandeln wie das Ende einer Beziehung oder den Kampf gegen eine psychische Krankheit. Die dunklen, traurigen Themen gießt Bill Ryder-Jones jedoch auch in fröhliche Melodien und untermalt sie mit Dur-Akkorden, so dass es nun so klingt als ob der inzwischen 32-Jährige zumindest musikalisch ganz bei sich angekommen ist.