Review

Scott DuBois

Winter Light

ACT • 2015

Ein einzelner, zunächst kaum wahrnehmbarer Ton beginnt das Album. Zwölf Sekunden später wird eine einzelne Gitarrensaite angeschlagen. Eine Klarinette setzt ein, nach vier Minuten erste Dissonanzen. Ist dies schon die durch die Bäume brechende Sonne? Scott DuBois beschreibt auf seinem neuen Album »Winter Light« musikalisch den Ablauf eines Tages in ländlicher Winterlandschaft. Autor Ralph Waldo Emerson und dessen Idee von der »Kunst als Ausdruck der Natur« brachten den US-Jazzgitarristen und Komponisten dazu, mit seinem Quartett verschiedene Stimmungen in sieben Songs zu vertonen, vom ersten Morgenlicht bis zur Nacht. Der eruptive Klang von Gebhard Ullmanns Bassklarinette wird dabei von DuBois’ melodisch-zurückhaltendem Spiel ausgeglichen. Dazu kommt der Bass des in Avantgarde-Kreisen gefragten Thomas Morgan, mit dem Scott DuBois an der Manhattan School of Music studierte, und das luftige Schlagzeug des dänischen Schlagzeugers Kresten Osgood (Peter Brötzmann). Die letzten Stücke auf »Winter Light« sind purer kontemplativer Genuss: »Afternoon Ice Fog« ist eine schwebende Meditation und eine kurze Erholungspause vor dem Fusion-Gewitter des »Evening Blizzard«, ehe »Night Tundra« ganz und gar in nordlichterleuchteten Ambient-Welten verschwindet.