Review

Ulver

ATGCLVLSSCAP

House Of Mythology • 2016

Ulver sind Wechselbälger, die sich von Konzept zu Konzept hangeln. Mit einer Black Metal-Trilogie, die sich stark aus der nordischen Mythologie und skandinavischen Folk-Traditionen bezog, wurden sie bekannt und ließen die von ihnen begeisterte Subkultur schnell hinter sich. Es folgte Trip Hop, die Vertonung von William Blakes »The Marriage Of Heaven And Hell«, Kooperationen mit Kammerorchestern und zuletzt eine Kollaboration mit den Avant-Drone-Metallern von Sunn O))). »ATGCLVLSSCAP« wirkt gegen all das wie ein Kompromiss: Viel Sounddesign, Kraut-Anleihen und Atmosphärisches ist auf den zwölf Songs zu hören, gegen Ende hin wird das Prog-Rock-Pathos rausgeholt. Ein stringentes Album, auf dem die Wechselbälger viele Facetten ihres reichhaltigen Backkatalogs erkunden. Keine Aufregung, sondern solide, sphärische Musik statt kreativer Exzesse. Das allerdings ist die eigentlich Überraschung an dem monumentalen 80-Minüter: Eigentlich handelt es sich bei den satt ausproduzierten Kompositionen um nämlich um Jam-Sessions, aufgenommen im Rahmen einer Tour Anfang 2014, die dann später weiterverarbeitet wurden. Das macht »ATGCLVLSSCAP« in seiner Stringenz und Stilvielfalt zwar beeindruckend, erklärt jedoch gleichermaßen, warum das gewisse Etwas fehlt. Das definiert sich bei Ulver nämlich zumeist über – zugegeben manchmal etwas krude – Konzepte, die der Musik ihren Weg geben und sie noch stärker wirken lassen. So allerdings klingt »ATGCLVLSSCAP« nach dem, was es auf dem Papier nun einmal ist: Ein dezent experimentelles Rockalbum, meisterhaft inszeniert und nicht wirklich wichtig.