Review

Avalon Emerson

The Frontier

Whities • 2016

Avalon Emerson macht Techno, der nicht wie Techno klingt. Zumindest nicht, wie zeitgenössischer Techno klingt. Ihr Debüt auf dem Young Turks-Sublabel Whities ist ein frenetischer Wirbelwind mit schubbernden Grooves und sehnsüchtig verschmierten Melodien, der gegen das aktuelle Geschehen im Techno-Zirkus tatsächlich völlig außerweltlich klingt. Das mag vielleicht daran liegen, dass sich Emerson ihre Inspiration für die drei Tracks weit abseits aller Dancefloors gesucht hat: »Whities 006«, so der schlichte serielle Titel der Single, ist eine Widmung an die Wüste Arizonas, wo die Produzentin aufwuchs und welche sie im Video zu »The Frontier« mit dem Motorrad abfährt. Das mag zwar genauso viele Klischees aufrufen wie jede muskelbepackte Analog-Hymne auf den Berghain-Floor, bedient diese aber nicht aktiv. Kein Klapperschlangengerassel, kein Twang ist auf den beiden Herzstücken »The Frontier« und »2000 Species Of Cacti« zu hören. Sondern nur komplexe, hüpfende Grooves und kuriose Sounds, die ihrer Absonderlichkeit zum Trotz kaum wieder aus dem Kopf zu vertreiben sind. Selbst der isolierte Synth-Line aus »The Frontier«, die es als Bonus auf die eigenwilligen Bocksprung-Tools dazu gibt, wohnt mehr evokative Kraft inne als jeder Klaus Schulze-Oper. Emersons Techno klingt so anders, weil er an längst vergessene Zeiten anknüpft, um sich von denen in eine hoffnungsvollere Zukunft katapultieren zu lassen. An Zeiten, in denen Techno noch synonym mit dem »Good Life« stand und die »Strings Of Life« bittersüße Liebeserklärungen ans All spielten. So etwas lässt sich vielleicht nur ganz weit abseits des Clubbetriebes noch finden – und fährt hoffentlich mit voller Wucht in diesen hinein.

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