Review

Ida Gard

Womb

Revolver • 2016

Ida Gard begann ihre Gesangskarriere damit, dass sie nach dem Gewinn einer Castingshow einen Major-Label-Vertrag ablehnte. Bekannt wurde die 1986 als Ida Bidstrup Østergaard geborene in ihrer Heimat Dänemark dennoch schnell. Nun legt Ida Gard das vor Vielfalt und Kreativität überkochende dritte Album »Womb« vor, das von Indie-Folk über Electro-Pop bis Rock reicht. Lyrisch ließ sich die Sängerin vom Erfolgsroman »Populärmusik aus Vittula« inspirieren, der von einer Jugend in Nordschweden erzählt. Die Dänin braucht nie viele Instrumente, um zu überzeugen. Sie eröffnet die Platte mit zarter Akustikgitarre, zu der sich später noch ein Piano gesellt. »Burning Blue Fire« dagegen wird lange nur von einem düster blubberndem Synthesizer instrumentiert. Der Titelsong »Womb« schleicht sich mit schwerer Percussion und unruhigen Gitarren an. »Look at me now/Look at these huge hands/Look at my genitals« singt sie wiederholt – eine brillante Katharsis. Die B-Seite der 2LP bilden drei tiefmelancholische Songs: das minimalistische »Vittula Pt.1«, das den Schmerz der ersten Liebe nahezu greifbar macht, das herzzerreißende Duett »I Didn’t Pick This Dress« mit Gastsänger Steffen Westmark und das a capella interpretierte »He Spoke To Me«. Das mit Drum Machine und gepfiffener Melodie sommerlich poppig daherkommende »Whatever It Takes To Get To China« ist da beinahe ein Fremdkörper. Grandios: »Rocking Rodent«, erdenschwer und doch funky wie Hendrix, katzengleich herausgejault, fast nur von einem einzigen Akkord getragen. 15 brillante Songs über Pubertät und Erwachsenwerden, Jugendfreundschaft und Liebe, mal bluesig, mal zerbrechlich, mal von fast stadionhafter Grandezza. Eines der Alben des Jahres.

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Ida Gard
Womb
ab 10.99€