Review

Henry »Junjo« Lawes

Junjo presents: Big Showdown

Greensleeves • 2016

Das ist schon dreist: Um den Reissue von »Big Showdown«, ursprünglich den Dub-Größen Scientist und Prince Jammy zugeschrieben, auf den Produzenten Henry »Junjo« Lawes als Künstler umzuwidmen, änderte Greensleeves kurzerhand das Cover ab. Zu sehen ist ein Boxring mit Scientist und Prince Jammy, in dessen Mitte beim Original von 1980 ein Schild mit der Aufschrift »Round 1« von einer Frau noch stolz in die Höhe gehalten wurde. Für die Neuauflage platzierte man das Schild hingegen einfach vor dem Kopf von Scientist, wie um ihn auszustreichen. Hinzu kommt, dass der Showdown-Titel ohne Nennung der beiden Kontrahenten eigentlich keinen Sinn mehr ergibt. Dass Scientist und Prince Jammy nicht als Künstler auftauchen, liegt vordergründig daran, dass eine komplette Albumlänge von Originalmixen, gleichfalls produziert von Junjo, hinzugefügt wurde. Die Belohnung für den rüden Umgang mit den Toningenieuren, die nicht mehr als Hauptakteure fungieren dürfen, sind eine Reihe von Barrington Levy-Songs, einschließlich seines Klassikers »Skylarking«, gegen die man nicht ernsthaft etwas einwenden kann. Und das vorzügliche Basismaterial der Roots Radics wird im »Big Showdown« selbst mit meisterhafter Strenge auf seine Kernkomponenten reduziert. So weit, so gut. Der eigentliche Grund für die drastische Umgestaltung des Reissues ist jedoch ein Rechtestreit zwischen Scientist und Greensleeves bei dem Scientist dafürhält, dass das Label seine Platten ohne seine Zustimmung veröffentlicht hat. Um die Absurdität auf die Spitze zu treiben: Laut Scientist hat Prince (heute: King) Jammy zudem keine einzige Nummer des Albums gemixt. Ein großer, im Vergleich zu späteren Scientist-Alben geradezu minimalistischer Dub-Wurf ist »Big Showdown« nach wie vor, auch wenn er jetzt in fragwürdiger Form vorliegt.