Review

The Lemon Twigs

Do Hollywood

4AD • 2016

»This is a song by the Beatles«. Ein Satz, der in einer der zahlreichen Reeperbahn-Kaschemmen in den vergangenen 50 Jahren wohl des öfteren fiel. Nach dieser Ansage aber, als US-Newcomer-Band, »Komm Gib Mir Deine Hand« vollständig auf Deutsch zu singen, zeugt schon von einigem Pop-Geschichtsbewusstsein. Das haben Brian und Michael D’Addario schon als Kleinkinder von Papa Ronnie eingetrichtert bekommen, in Form von Schallplatten von Queen, Marc Bolan und Big Star. Vermutlich aber waren es CDs. Die Brüder sind nämlich 17 und 19 Jahre alt und bilden somit bereits die dritte Generation von Pilzkopf-Adepten. Auf ihrem Debüt verbinden die beiden Teenager aus Long Island, New York City den überschäumend zirzensischen Wahnsinn der Sergeant-Pepper-Beatles mit dem Harmonie-Drang der Beach Boys. Das ergibt ein quietschbuntes, toll gesungenes Retro-Set, ansprechend verpackt in das herrliche alberne Cover von Star-Fotografin Autumn de Wilde. Die D’Addarios spielen fast alles selbst, bis zum emulierten Marimba-Solo, unter Anleitung eines anderen 60s-bessessenen Spinners, Foxygens Jonathan Rado. Der Produzent kann jedoch auch nicht verhindern, dass The Lemon Twigs stets vier Songs in einem vermengen und sich schnell ein gewisser Overkill einstellt. Ausnahme: »How Lucky Am I?«. Brian und Michael ohne Bandbegleitung daheim am väterlichen Klavier, das Portrait von Brian Wilson an der Wand anschmachtend. Schöne Vorstellung.