Review

Steve Hauschildt

Strands

Kranky • 2016

Bei den Emeralds war Steve Hauschildt immer der dritte. Mark McGuire war der Zauberer an der Gitarre, der fluffige Akkorde in filigrane Loops verwandeln konnte. John Elliott war der abgebrühte Nerd, der mit seinem Label Spectrum Spools ein, zwei Jahre das spannendste Plattenlabel der Welt kuratierte. Steve Hauschildt blieb da zunächst im Hintergrund. Völlig zu unrecht, wie sich nun mehr und mehr herausstellt. Denn inzwischen hat Steve Hauschildt mit seinen Synthesizer-Elegien nicht nur gemessen an der Zahl, sondern auch an der Qualität den konstantesten Output der drei Musiker aus Cleveland. Die ehemalige Industriestadt im amerikanischen Bundesstaat Ohio ist auch die Inspiration für dessen neues Werk »Strands«. Der Titel spielt dabei auf die strukturelle Beschaffenheit von Seilsträngen an, deren einzelnen Fasern sich zu einem starken Ganzen verwinden. Der Drahtseilakt, den Steve Hauschildt als Synthesizer-Komponist immer (so auch hier) zu meistern hat, ist, nicht dem Kitsch zu verfallen. Aus eigener Erfahrung wissen wir wie schnell sich ein im Weltraum startender, synthetisch erzeugter Ton im Jahrmarkt auf der Kirmes schunkelnd wiederfinden kann. Die Grenzen sind im wahrsten Sinne des Wortes fließend. Hauschildt schafft es, den acht Stücken auf »Strands« weitestgehend die nötige Substanz zu geben. Nur manchmal – wie ausgerechnet im Titelstück – ist der drohende Kippmoment zu hören. An anderer Stelle hingegen (»Same River Twice«) ziehen die Töne in einem konzentrierten Strom der Klangmoleküle ihre Bahn.