Review

Marcello Giombini

Computer Disco

Mondo Groove • 2017

1982 wirkte der wohl prägendste Kulturexport Deutschlands, die Düsseldorfer Pionierband Kraftwerk bereits für mehr als 10 Jahre. Die aufgeräumte, durchdesignte und strikt-maschinelle Genauigkeit stilisierte das Deutschsein zum ästhetischen Mittel herauf. Der daraus resultierende Popbegriff revolutionierte das Musikverständnis und bot der Nachwelt seine Schablone. So verstand man es auch in Italien, den Elektropop auf Synthesizer-Maschinen zu beherrschen. Filmmusik-Komponist Marcello Giombini der seine Expertise zumeist für Scores zu Spaghetti-Western und Erotikfilmen hergab, zeichnete mit »Computer Disco« seinen eigenen Entwurf der charakteristischen Italo-Disco. Ähnlich wie Kraftwerk koppelte Giombini dabei klassisch anmutende Harmonien an zeitgenössische Strömungen, um sie zu verdichten und auf neuen Instrumenten erforschen zu können. Hierbei griff Giombini auch auf seine kirchliche Schule zurück und versetzte sein Know-how von der Orgel ans Keyboard. Die acht Grundmotive erzeugte er am ikonischen ARP 2600, einem klobigen analogen Steck-Synthesizer und erweiterten Tastinstrumenten. Zu Beginn der 1980er Jahre müssen diese Klänge wohl Zukunftshypothesen gewesen sein. Rückwirkend betrachtet lassen die Lo-Fi-Skizzen nicht bereits nur subtile Anfänge von House und Techno erahnen, zwischen den süßen Sternenmelodien versteckt sich auch eine gewisse Soundtrack-Ästhetik, wie sie die Videospiel-Industrie in den Folgejahren aufgreifen würde. Aus heutiger Sicht mag »Computer Disco« eher flach und ohne Raumgefühl wirken. Dagegen verdeutlicht sich aber erneut: Für die elektronische Musik hat hier alles begonnen.