Review

Children Of Alice

Children Of Alice LP

Warp • 2017

Mal wieder ein großer Wurf für Warp. Schon der Name ist toll: Children of Alice Das klingt nicht zufällig nach Lewis Carroll. Dessen Kinderbuchklassiker war für die verstorbene Trish Keenan von Broadcast eine wichtige Inspiration. Und in Gedenken an sie hat James Cargill, die verbliebene Hälfte des Duos, sein neues Projekt benannt. Im Trio mit Roj Stevens und Julian House knüpft Cargill an die psychedelischeren Arbeiten von Broadcast wie den Soundtrack zum Film »Berberian Sound Studio« oder das Mini-Album »Broadcast & The Focus Group Investigate Witch Cults of the Radio Age« an – was u.a. damit zu tun haben könnte, dass Julian House höchstpersönlich auch The Focus Group betreibt. Stellenweise erinnert die Sampledelic bei Children of Alice sogar an die frühe Musique concrète à la Pierre Schaeffer Das Zentralstück des Debütalbums, das knapp zwanzigminütige »The Harbinger of Spring« etwa, reiht anfangs alltägliche Klänge und Geräusche aneinander, die erst nach und nach mit vertrauteren Sechziger-Jahre-Samples vermengt werden. Irgendwie wirkt die Konstruktion dabei höchst artifiziell und amorph zugleich, die Strukturen scheinen mit Vorliebe dem Verfall preisgegeben zu werden. Man setzt zusammen, um damit im selben Zug zu zersetzen. Das Ergebnis ist ein Trip, Hauntology, die weniger Gespenster alter Zeiten vorbeiwehen lassen als sie vielmehr in obskuren Riten heraufbeschwören will. Children of Alice verleihen diesen fragilen Gebilden eine Dichte und Spannung, die einen gebannt hält: Man kann sich in dieser Musik verlieren – das Interesse an ihr verliert man nicht so leicht.