Review

The Scorpios

The Scorpios

Afro7 • 2017

Diese Musik klingt wie einer jener vielen gehobenen Schätze aus den 1960er oder 1970er Jahren: warm, analog, mit der Patina der Jahre überzogen. Dabei ist sie erst im vergangenen Jahr aufgenommen worden. Und der zweite erste Eindruck täuscht ebenfalls – zumindest ein bisschen: Die treibenden arabischen Rhythmen, die funky Wahwah-Gitarren, die Bläsersätze – alle Zeichen scheinen eindeutig auf Afrika zu stehen. The Scorpios die hier ihr Debüt-Album vorlegen, sind wider Erwarten eine Londoner Band. Falsch ist der Eindruck dennoch nicht: Die sieben Musiker kommen ursprünglich aus dem Sudan. Von dort flohen sie, wie viele andere ihrer Kollegen, als islamische Fundamentalisten die Macht übernahmen. Mitgenommen haben sie ihre traditionellen Lieder, deren Arrangements ihrerseits geprägt sind von den vielfältigen Einflüssen, die die Geschichte des Landes und seine ethnische Vielfalt widerspiegeln. Stile aus Nachbarländern wie Kenia, Äthiopien, Uganda und Ägypten, aber auch die Kolonialmächte und westliche Stile wie Rhythm’n’Blues, Funk, Soul und Rock hinterließen in der sudanesischen Musik und auch bei den Scorpios ihre Spuren. Dabei stehen die traditionellen Elemente immer hörbar im Zentrum, schlackenlos zu einem hypnotischen Sound verwoben.