Review

So Inagawa

Logo Queen

Cabaret • 2017

Wie auch in anderen Regionen der Welt hat sich in Japan ein ganz eigener Deep House-Sound entwickelt. Derweil aktuell durch Reissues und Compilations Produzenten wie Soichi Terada ihre zweite Kirschblütenreife feiern können, passiert zugleich noch viel im Tagesgeschehen. 2009 gründeten die Produzenten und DJs Yuri Masda und So Inagawa ein Label, auf welchem sie den Sound ihrer Tokyoter Partyreihe Cabaret einfingen. Nach einer ersten, mittlerweile von Heads verzweifelt gesuchten Mini-Compilation im 12“-Format legte Inagawa mit »Logo Queen« erst 2013 einen Nachfolger vor. So viel Reifezeit musste offensichtlich sein und sie wurde bestens genutzt. Der Titeltrack bringt über einem scheppernden Groove eine Blubber-Bassline mit perlenden Piano-Tupfern zusammen, die von Inagawa durch den Raum gezogen werden als wären sie Seifenblasen. Ryuichi Sakamoto-Vibes auf dem Dancefloor? Kann wohl nur aus Tokyo kommen, will aber die Welt erobern. Ein Track, der im Jahr 2009 genauso gewesen wäre wie 2013 und in der zweiten Auflage 2017: zeitlos schön und freudvoll unbekümmert. Auf der Flip gibt sich »Scan Runner« zuerst vertrackter und weniger verträumt, bevor die zahnrädrigen Rhythmen durch schleifende Drones, ein verknapptes Vocal-Sample und schließlich behutsam getupfte Dub-Akkorde durch den Basic Channel in Richtung Hardcore Continuum geschubst werden. International, souverän und einzigartig. »Selfless State« nimmt sich dagegen zuerst wie eine rührige und ausgesprochen neuromantische Tech House-Nummer aus, beherrscht allerdings die Klischeeklaviatur so souverän, dass selbst die durch den Mix gezogenen Säuselvocals dem tippenden Beat nicht den Wind aus den Segeln ziehen. Eine nahezu perfekte EP, an derer sich der Status Quo im japanischen Deep House-Game noch Jahre lang messen wird müssen.